Ende März ist in Neuseeland ein Referendum zu Ende gegangen mit dem Ergebnis, dass sich nichts verändert: Neuseeland behält seine alte Flagge. Für jeden der es nicht weiß: sie schaut fast gleich aus wie die Australiens mit dem britischen Union Jack im linken Eck, ein paar Sternen auf der rechten Seite und das ganze auf blauem Grund – Die beiden Flaggen ähneln sich übrigens so sehr, dass sich der neuseeländische Premier darüber beschwert, häufig unter die australische gesetzt zu werden.Das Referendum an sich fand ich nicht weiter spannend, vorallem weil sich die Mehrheit am Ende für die alte Flagge entschieden hat und auch das für und wider (Ist der Link zur ehemaligen Kolonialmacht nun gut oder nicht? Fehlt nicht der Bezug zu den Maori, den Ureinwohnern Neuseelands? Und: Haben wir eigentlich keinen anderen Probleme?) will ich hier nicht weiter betrachten.
Interessanter finde ich, wie die verschiedenen Optionen zustande kamen. So fing alles mit 10.292 Vorschläge an, welche Online eingereicht werden konnten. Dazu wurde ein Gremium von Menschen des öffentlichen Lebens zusammengestellt – hauptsächlich Politiker, wobei auch ein Schuhdesigner von Nike zum Thema Design angehört wurde – und dieses Gremium war für mehrere Monate im ganzen Land unterwegs um Anhörungen abzuhalten und so die Öffentlichkeit einzubinden. Das Problem nur, fast niemand hat sich dafür interessiert und selbst größer angelegte Veranstaltungen haben im Durchschnitt nur 29 Leute animiert teilzunehmen. Vor dem öffentlichen Referendum fand schließlich noch eine Vorauswahl von zuerst 40 und später 4 Optionen statt (vermutlich hat sich der Fall des Bud-Spencer-Tunnel bis nach Wellington herumgesprochen). Als dann diese vier Optionen vorgestellt wurden gab es in den Social Media einen Aufschrei und innerhalb kurzer Zeit gab es knapp 1,2 Millionen Engagments , bei nur 4,5 Mio. Neuseeländern. Dazu kam eine professionell aufgezogene Kampagne für eine fünfte Variante: die Red Peak Flagge. Nach einer erfolgreichen Petiotion mit mehr als 50.000 Unterschriften in weniger als zwei Wochen haben sich die Parteien gerade zu gestritten, wer ein Änderungsgesetz ins Parlament einbringen durfte, um den Red Peak als fünfte Option hinzuzufügen.
Nach der ganzen Aufregung im September wurde ab Ende Oktober in einem öffentlichen Referendum eine Option gewählt und mit lediglich 8% für den Red Peak hat auch Neuseeland gelernt, dass nur weil eine Gruppe ordentlich auf Facebook rumlärmt, sie noch lange nicht die Mehrheit in der Bevölkerung vertreten. Nachdem eine doch etwas langweilige Version mit Farn und den Sternen die erste Wahl gewonnen hat, dann aber im Februar die zweite entscheidende Wahl gegen die bestehende Flagge verlor, hat die restliche Welt bei Betrachtung einiger ausgeschlossener Paint-Versionen festgestellt, dass Neuseeland die Chance die lustigste Flagge der Welt zu bekommen verpasst hat.
Anschauen und gut finden!