Orientierungslos! Und das ist gut so!

Zukunftsplanungen sind ja schon etwas Merkwürdiges. Man versucht das momentane Leben nach bestem Wissen und Gewissen zu verleben und bewertet die Gegenwart nach Kriterien, die man verzweifelt sucht. Letztlich bleibt es wohl trotz penibelster Planung doch immer ein Bauchgefühl, auf das man sich verlassen muss, wenn man die Weichen für die eigene Zukunft stellt.

Dabei ist der Zeitraum, in der man solcher Unsicherheit unterworfen ist, ja eigentlich recht klein. Klassischerweise geht man bis ca. 20 zur Schule, schließt bis 25 – 30 Jahren seine Ausbildung (je nach akademischen Grad und Beruf können es vielleicht auch ein paar Jährchen mehr sein) ab und befindet sich dann idealerweise (Achtung! Subjektiv!) sein restliches Leben im immer gleichen aber trotzdem interessanten Job. Die kritische Phase, in der Entscheidungen gefordert werden (abgesehen von der Schulzeit) beläuft sich also eigentlich auf die Zeit vom 20sten bis 30sten Lebensjahr.  In diesem Zeitraum beeinflussen Entscheidungen nun halt WIRKLICH das restliche Leben. Menschen, die einen Ingenieur-Wissenschaftlichen Studiengang beginnen, enden in den wenigsten Fällen als Tierarzt.

Durch eine kleine Schwester und über meinen Bekanntenkreis habe ich momentan das „Glück“, verschiedene Stufen in dieser Phase gleichzeitig betrachten zu können. Meine Schwester ist gerade im Begriff ihr Abitur zu bestehen und kann sich daher vor bohrenden Fragen der neugierigen Verwandtschaft à la „Und was willst du danach machen?“ kaum entziehen. Auf der anderen Seite sind da die Menschen mit einer fast abgeschlossenen Ausbildung bzw. einem fast abgeschlossenen Studiengang.

Die (vielleicht triviale) Erkenntnis: Die Probleme und Gedanken, vor denen beide Parteien stehen, sind nahezu identisch. Zwar steckt man wohl nach einem abgeschlossenen Studiengang nicht mehr in dieser kompletten Orientierungslosigkeit, die sich teilweise in der Abiturszeit ausgebreitet hat, aber die Frage nach späteren Spezialisierungen zieht natürlich ebenfalls einige Fragen mit sich. Auch die vorgeschlagenen Optionen (andere würden sagen „Ausreden“) der Akteure sind dabei mehr oder weniger die Gleichen. „Erst einmal Geld verdienen!“, „Erst mal ins Ausland!“ oder „(Weiter) Studieren! … weiß noch nicht genau was aber ich würde ganz gern nach Berlin ziehen.“ gehören eigentlich zum Standardrepertoir jedes Orientierungslosen.

Und bevor sich die ersten an den Pranger gestellt fühlen: Ich finde das gut so! Natürlich geht die Rechnung irgendwie nicht auf, wenn jeder Hansel nach Friedrichshain zieht und sein Indi-Label gründet aber es ist meiner Meinung nach nichts Schlimmes daran, sich orientieren zu wollen und es nicht sofort zu können. Man hat eine Fülle von Möglichkeiten, die alle bedacht werden wollen und wahrscheinlich noch einmal genau so viele, die man nicht einmal kennt. Natürlich ist es naiv auf die Suche nach DEM perfekten Studium oder DER perfekten Ausbildung zu gehen aber eine Fehlentscheidung kann halt auch (zugespitzt) recht dramatisch enden. Niemand möchte in einem Beruf enden, der ihn ausbrennt.

Menschen, die Bedarf nach Orientierung haben, gibt es viele, und ich bin einer von ihnen. Ich studiere zwar etwas, dass mich interessiert, allerdings ohne jegliche Idee, wohin mich das bringen wird. Aber auch Interessen habe ich viele. Und irgendwann werde ich wohl, wie alle anderen auch, vor der Entscheidungen stehen ob ich die Entscheidungen zu meinem Weg rechtfertigen kann. Nicht vor meinen Dozenten, meiner Mutter oder den Banken deren Studienkredite ich gebrauche. Nein, vor mir! Nur so kann ich sicher sein, immer nur selbst verantwortlich für meine Entscheidungen gewesen zu sein und das ist wohl einer der wichtigsten Schritte um der Zukunft gelassen entgegenzublicken. Und vielleicht werde ich ja doch noch irgendwann Tierarzt ;). In diesem Sinne …

.. just my 2 cents ..

 

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