Ungefähr zwei Jahre ist der letzte Eintrag auf lofter.de alt. Zwei Jahre, in denen viel passiert ist. Sehr viel sogar. So viel, dass es komplett chancenlos ist, alles zu wiederzugeben, darzustellen oder zu beschreiben – ganz davon zu schweigen, dass ich das Meiste wahrscheinlich auch schon wieder vergessen habe. Nach all dieser Zeit war es mir – aus verschiedenen Gründen zum jetzigen Zeitpunkt – aber eine Herzensangelegenheit lofter.de wieder aufleben zu lassen und hoffentlich wieder mehr in meinen Alltag zu integrieren.
Daher ist dieser Post auch weniger unterhaltsam, sondern tatsächlich mehr für mich, um die letzten Monate und Jahre mal Revue passieren zu lassen und aufzurollen, wie ich nun eigentlich dort hin gekommen bin, wo ich nunmal bin.
Mitte 2017 bin ich umgezogen. Und nicht wie einige Male davor innerhalb meines üblichen Einzugsgebietes um Koblenz, bzw. meiner Heimat, dem Westerwald, sondern so richtig umgezogen – in die schönst Stadt Deutschlands: Hamburg (mittlerweile wohne ich hier seit ca. zwei Jahren, also muss ich sowas sagen).
Die Gründe für den Umzug waren vielfältig, primär war es allerdings der Wunsch nach beruflicher Weiterentwicklung. Nachdem ich quasi noch während meines Studiums in Koblenz von meinem damaligen Arbeitgeber 247GRAD rekrutiert wurde, arbeitete ich dort weitere 5 Jahre, bis ich einen weiteren Schritt gehen wollte. Nach einigen Jahren Studium und Arbeit wurde sogar (darf mit einem ironischen Subtext gelesen werden) Koblenz für mich als Dorfkind etwas wenig abwechslungsreich wurde, lag natürlich der Schritt in eine Großstadt nahe; als Marketingagenturler kommt man an Hamburg nicht vorbei. Ganz davon abgesehen, dass – und das sah ich tatsächlich schon so, bevor ich nach Hamburg zog – diese Stadt tatsächlich lächerlich schön ist.
So kam es also: Job gesucht, Job gefunden (Marketingagentur, selbstredend), wenig später dann der Umzug in eine Stadt ohne Bekanntenkreis, ohne konkreten Plan, dafür aber dolle motiviert. Also wirklich. Nicht im Sinne dieser schnöden Management-Plakate die sich leicht narzisstische CEOs und WannaBe-Entrepreneure an die Wand hängen und bei der sich so lange pusht, bis man irgendwann selbst glaubt motiviert zu sein um so zu sein wie Steve Jobs (dessen Zitate man natürlich drauf hat – immerhin hängen diverse von Ihnen neben der Eingangstür), sondern einfach ehrlich intrinsisch motiviert. Maßgeblich dabei: Ich wurde von der Stadt lächerlich gut empfangen. Zum einen von den Kollegen, zum anderen aber vor allem auch von einer der sonnigsten Spätsommerwochen Hamburgs. Ein Neustart also? Weitere Schritte auf einem Weg? Vielleicht aber auch einfach nicht so ernst nehmen …
Alles glänzt, so schön neu …
Die ersten Monate verliefen so, wie man sich das Leben wohl vorstellt, wenn man in eine weitestgehend fremde Stadt zieht: Die neue Arbeit nimmt einen erstmal in Beschlag, man tastet sich sozial vor um einen Bekannten- und letztlich Freundeskreis aufzubauen und gleichzeitig versucht man nicht von den unendlichen Möglichkeiten einer Großstadt erschlagen zu werden – zumindest als ehemaliges Dorfkind. Die Kombination aus forderndem Job und dem irrsinnigen kulturellem und unterhaltsamen Überangebot an Aktivitäten überrollte mich zugegebenermaßen etwas. Ein breiter Musikgeschmack kann sehr teuer werden, wenn jede Band auf ihrer Europatour in der aktuellen Wahlheimat Stop macht. Nichtsdestotrotz: Queens of the Stone Age, Rolling Stones, Foo Fighters & Co. waren es halt auch einfach wert!
Meine neue berufliche Heimat war die Agentur elbkind. Nein, nicht die Agentur mit dem Büro in der Kirche – #hamburgagenturlerinsider –, sondern „Wir können ziemlich gut Einhornschokolade verkaufen“-elbkind.
Elbkind muss man auch definitiv einen großen Anteil daran, dass ich mich innerhalb kürzester Zeit im ansonsten recht fremden Hamburg eingewöhnen konnte. Tolle Kollegen mit einem großartigen Zusammenhalt – bis heute etwas, für das ich sehr dankbar bin und definitiv nicht für selbstverständlich erachte.
So schritt das Jahr 2018 fort: Nachdem das Hamburger Frühjahr genau das gehalten hat, was das allgemeine Image der Stadt vermuten lässt (#FiftyShadesOfGrey) folgte ein großartiger Sommer mit tollen Tagen an Elbe, Alster, einzelnen Trips and die Nord- und Ostsee und Afterwork-Gesprächen in Hamburger Biergärten – und außerdem einer neuen Beziehung.
Ende des Jahres war dann Zeit für Veränderung – in vielerlei Hinsicht.
Zum einen privat: Ich entschloss mich den gewagten Schritt zu gehen und in einer (viel zu teure) Wohnung in Hamburg mit meiner damaligen Freundin zusammenzuziehen (Spoiler: Ein Fehler, wie sich herausstellte).
Zum anderen beruflich: Zugegebenermaßen viel schneller als gedacht, entschied ich mich – aus diversen Gründen – elbkind zu verlassen und der Agenturwelt, die mich nunmehr 6,5 Jahre beheimatet hatte (vorerst?) den Rücken zu kehren. Und wie es dann manchmal so kommt roch ein findiger Recruiter den richtigen Moment und ich bekam die Chance für Google zu arbeiten (Spoiler: Ja, es ist alles genau so, wie es das Arbeitgeber-Image von Google verspricht).
So beendete ich das Jahr 2018 irgendwie so, wie ich auch schon das Jahr 2017 beendete: Neue Wohnung, neuer Job – nur die Stadt blieb dieses mal glücklicher Weise die gleiche. Aber wie es nunmal mit den Ideen und Plänen so ist, die man am Jahreswechsel hat: Es kommt doch meistens etwas sehr viel anders, als man denkt.
Aller Anfang ist schwer scheiße
Statt top motiviert ins neue Jahr zu starten wartete erstmal eine sehr unschöne Trennung – inklusive allem, was man sich in diesem Zuge eben nicht wünscht. Parallel dazu auch noch den Belastungen eines neuen Jobs ausgesetzt zu sein, den man natürlich auch nicht vernachlässigen will, sorgte daher in den ersten Monaten des Jahres für blanke Nerven und einen Ruhepuls von 120. Nachdem sich dann alles durch das Suchen von Nachmietern, das hin und her des eigenen Mobiliars noch bis April hinzog, war ich im Mai tatsächlich die größten Sorgen los und um eine verhasste Bahn-Haltestelle reicher.
In diesem Zuge muss ich vor allem meiner Schwester und ihrem Freund danken, die mich zu dieser Zeit nicht nur bei sich aufgenommen haben, sondern mir auch den Rückhalt gaben mir auf die vielen Baustellen konzentrieren und diese abarbeiten zu können.
2019 – Neuer Versuch
Irgendwie habe ich es dann aber doch geschafft auch diesen etwas vermurksten Start des Jahres hinter mir zu lassen, nach vorne zu blicken und neue Dinge anzugehen. Und auch, wenn 2019 noch ein paar Wochen hin ist kann ich schon das jetzt das Résumé ziehen, dass der Neustart des Jahres definitiv funktioniert hat. Sei es durch einen grandiosen Sommer, Urlaube in Italien und Sri Lanka oder Festivals wie das Dockville.
Ein Thema – oder besser gesagt: ein Hobby–, das mich in diesem Zuge in seinen Bann gezogen hat und lustiger Weise indiskutabel großer Bestandteil dieses Jahres war und ist: Dungeons and Dragons. Die, die es kennen feiern es genau so wie ich (das sehe ich einfach mal als gesetzt an), den Unwissenden sei gesagt: Ihr verpasst was. Ich will hier auch gar nicht auf die Großartigkeit von DnD eingehen oder erklären, was es damit auf sich hat (das können andere besser als ich), allerdings soll gesagt sein, dass ich selten mit so diversen Freundesgruppen auf eine so nerdige Art und Weise so viel Spaß hatte wie mit DnD und ich kann wirklich jedem, der es noch nicht ausprobiert hat nur raten: Schnappt euch ein paar Freunde, springt über euren Schatten und probiert mal selbst in die Rolle eines erdachten Helden zu schlüpfen und gemeinsam großartige Abenteuer zu meistern. Ihr werdet merken, dass es nicht nur wahnsinnig viel Spaß macht, sondern ihr euch auch vielleicht ein bisschen besser selbst kennenlernt :).
2019. Eines der merkwürdigsten Jahre, die ich bisher verlebt habe und teilweise definitiv mit Erfahrungen, die ich gerne gemieden hätte. Nichtsdestotrotz habe ich viel gelernt, vor allem über mich selbst und wie viel Wert es ist sich auf Mitmenschen verlassen zu können. Vielen Dank an alle, für die das zutrifft!
Und wie geht’s weiter?
Wie eingangs schon beschrieben: Dieses Blog ist über meine Zeit in Hamburg definitiv zu kurz gekommen – und das will ich ändern. lofter.de war für mich eigentlich immer ein guter Kanalisator um neben der Arbeit noch ein eigenes, kleines Projekt zu haben, bei dem ich selbst tun und lassen kann, was ich will und das mir Ausgleich und Spaß gebracht hat. Etwas, das ich gerade wieder sehr zu Schätzen lerne. Wie das genau inhaltlich aussieht weiß ich noch nicht – aber vielleicht wird es nun auch erstmal eine etwas planlose „drauf los Schreiberei“ bevor mir ein handfestes Konzept in den Sinn kommt. Und das ist ja auch vollkommen ok so ;).
Bis dahin …
Lars
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