Soziale Netzwerke – Zwischen Sättigung und Bedarf [Kommentar]

Ich würde mich definitiv als netzaffinen Menschen bezeichnen. „Dank“ meiner Neugier bezüglich Neuem – besonders im Hinblick auf soziale Medien – kann ich auf eine social Network-Historie zurückblicken, die irgendwo bei den Foren der 90er Jahre anfängt und bis zum heutigen Google+ wenig ausgelassen hat. Auf Letzteres war ich sogar so scharf, dass ich mir damals – in den Tagen des großen G+-Hypes (hach, das waren noch Zeiten) – einen Beta-Invite besorgte. Sogar zum Testen weniger populärer Netzwerke wie Tumblr, Diaspora oder Amen (wegen der Heimlichtuerei auch direkt Beta-Invite besorgt) ließ ich mich hinreißen, immer auf der Suche nach neuen Innovationen, welche das neue Netzwerk für mich bereithält.

Vor Kurzem gab es dann das den nächsten Netz-Hype. Der Grund: Ein soziales Netzwerk Namens „Pinterest“, in dem man irgendwie Bilder auf seine eigene Pinnwand pinnen kann und dann wiederum diese Pinnwand seinen Freunden zeigen kann und die können dann die gepinnten Bilder auf ihrer Pinnwand „repinnen“ oder irgendwie so … und das erste Mal stellte sich bei mir kein na-dann-guck-ich-mir-das-mal-an Gefühl ein. Weniger aus dem Grund, dass dieses konfuse rumgepinne zu chaotisch ist (und dieses Grund halte ich für definitiv nachvollziehbar!), sondern aus einem Sättigungsgefühl heraus. Es reicht einfach langsam! Ich bin der Letzte, der Innovationen nicht zu würdigen weiß oder sich vor ihnen sträubt, aber es muss den Entwicklern doch auffallen, dass da so langsam nichts mehr zu holen ist. Netzaffine Menschen wie ich machen zwar bei ’ner Menge Quatsch mit, aber auch wir suchen bei der ganzen Sache doch auch nur „das perfekte Netzwerk“. Die perfekte Balance zwischen Übersicht, sozialem Kontakt, Informationsaustausch und Unterhaltungsmedium. Ich bin ja nicht aus Spaß bei Facebook, G+, Twitter, Tumblr & Co., sondern weil jedes Netzwerk etwas hat, was die anderen nicht haben.

Diese Grenzen schwinden aber mehr und mehr. Funktionen werden kopiert, neu entwickelt und wiederum kopiert. Das, was die Netzwerke (besonders in Hinblick auf Facebook und Google+) aus technischer Sicht noch unterscheidet, ist das Layout (und – zugegeben – ein paar Einzelheiten wie „Hangouts“ o.ä. aber das ist wohl auch nur eine Frage der Zeit). Der wahre Unterschied und der damit verbundene unterschiedliche Wert liegt allerdings in den verschiedenen Communities.

Auf Facebook tausche ich mich mit Freunden und Bekannten aus, ich „oute“ mich als Fan bestimmter Firmen, Musikgruppen oder Magazine und folge irgendwelchen Meme-Funsites.

Auf Google+ folge ich dann den jeweiligen Autoren der oben beschriebenen Magazinen, gucke mir die Picasa-Gallerien der Künstler an und lese Beiträge von Autoren, die ihnen zu unwichtig erschienen, als dass sie Platz in einem Blog gefunden hätten.

Twitter … naja, Twitter ist halt der 140-Zeichen-Container. Was zu unwichtig für Facebook und G+ ist, kommt halt in Twitter. Die 140-Zeichen-Grenze führt außerdem dazu, dass sich Neuigkeiten unglaublich schnell verbreiten.

Als soziales Netzwerk, welches Bilder oder andere künstlerische Exkremente zum Thema hat, kann man sich zwischen Flickr, Tumblr oder eben Pinterest entscheiden.

Man merkt: Es ist schwer bei der momentanen Abdeckung noch eine Nische zu finden, die es Wert ist, ein eigenes soziales Netz dafür aufzuziehen. Xing hält sich mit seiner Business-Orientierung recht wacker, aber auch StudiVZ – als Steckenpferd des VZ-Klans – muss trotz der klaren Zielgruppenausrichtung schon fast die Flaggen streichen. Diaspora kann momentan noch die Datenschützer unter seiner Flagge vereinen, aber hat ein solches Konzept Zukunft?

Jedes Netzwerk will einen Krümel von dem Stück, was Facebook von dem großen Community-Kuchen übrig lässt – keiner (ausgenommen vielleicht Google+) misst sich wirklich mit dem blauen Riesen. Natürlich, das ideale soziale Netzwerk hat keine Konkurrenz und vereint alle Menschen auf der ganzen Welt glücklich unter einer Flagge, die alle Ideale der Menschheit widerspiegelt, aber so lang es dieses Netzwerk noch nicht gibt, wäre ein wenig ernst zu nehmende Konkurrenz an der Spitze schon wünschenswert. Diese kann allerdings nur aus der Community selbst erwachsen.

Hier also jetzt der Appell (und heroische Musik setzt ein): Guckt mal ein wenig über den Facebook’schen Tellerrand hinaus. Es gibt auch andere tolle Netzwerke mit innovativen Ideen, guten Funktionen oder schönerem Layout. Unterstützt diese, damit sie entweder die Beachtung finden, die ihnen gebührt oder „die Großen“ auf sie aufmerksam werden, und sich eventuell an ihnen ein Beispiel nehmen. ABER macht nicht jeden Scheiß mit!

Hatte ich eigentlich bis jetzt vergessen, irgendwo „meiner Meinung nach“ einzufügen? Bin da letztens für angegangen worden …

In diesem Sinne …

.. just my 2 cents ..

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