Studieren – ein Kommentar

Man war fertig. Es war das große Ziel, dass es zu erreichen galt. Der Sinn des Strebens der ersten 19 Lebensjahre. Das Abitur! Man hatte es, und nun fing der Teil der Lebens an auf den man sich die ganze Zeit gefreut hatte. Man hatte keine Vorstellung davon, was kommen würde. Nur eins war klar: es würde definitiv, da war man sich aus irgendeinem Grund sicher, besser werden.

Mit gestärktem Ego suchte man sich neue Ziele. Kurzfristige (Ein Studium bzw. eine Ausbildung antreten …), mittelfristige (… dieses auch abschließen …) und langfristige (… und damit eine Menge Geld machen!), welche nun zu dem neuen Götzen werden sollten, der über dem eigenen Schaffen thront. Doch es wurde nie wieder wie damals.

Neue Anforderungen wurden gestellt und man sah sich mit neuen, unbekannten Problem konfrontiert. Erstmal war da der innere Schweinehund, der auf einer ganz neuen Ebene, der der außerschulischen Selbstbestimmung und -organisation, bekämpft und besiegt werden musste. Der Job, welcher in der Schulzeit lediglich zur Aufbesserung des Taschengeldes diente, wurde zu einem notwendigen Übel um das Studium weiterführen zu können oder zumindest einen zufriedenstellenden Lebensstandard zu sichern, welcher früher von den Eltern garantiert wurde.

Hat man es dann bis zur Immatrikulation geschafft scheint das neue Ziel, der Studienabschluss, verwaschen. Der Weg ist ebenfalls nicht mehr so klar ersichtlich ist wie früher. Es gibt zu viele Optionen. Ist man früher noch von Schulstunde zu Schulstunde geschleppt worden, wägt man heute ab, ob Heimarbeit (oder langes Ausschlafen) nicht Produktiver ist, als dem Monolog des Professors beizuwohnen. Und wenn man die falsche Entscheidung trifft sind die Folgen nicht annähernd so dramatisch wie damals. Eine nicht bestandene Prüfung kann (immerhin 3 mal) neu geschrieben, ein ganzes Studium ohne weiteres abgebrochen werden. Das Abitur war die Basis dafür, dass man, so wurde es uns oft genug gesagt, „alles machen kann“. Das Studium ist lediglich eine von unzähligen Möglichkeiten, die irgendwann vielleicht mal dazu dienen ein Leben nach den eigenen Vorstellung führen zu können. Es ist nur noch eine Frage des eigenen Anspruchs, wie mächtig der Götze wird.

Diese Freiheiten lassen viel Platz für Selbstkritik bzw. -zweifel. Fragen wie „Ist es das, was ich mal werden möchte?“ oder „Wäre ich woanders nicht besser aufgehoben?“ werden immer wieder aufs neue beantwortet, und das nicht ohne wechselnde Antworten. Nicht unwichtig dabei ist auch der eigenen Anspruch die Zeit des Studierens bzw. diesen Lebensabschnitt auch aus der eigenen, hedonistischen Sicht bestmöglich zu nutzen, da diese ja, auch das wurde uns oft genug eingebläut, „nie wieder kommt!“ (eine Aussage der Qualität eines „So jung kommen wir nicht mehr zusammen!“). Freunde, Feiern und die Möglichkeit nur vor sich allein Rechenschaft ablegen zu müssen machen die Studienzeit zwar einerseits zu einem unvergesslichen Erlebnis, andererseits wirkt sich die Feierei natürlich nicht all zu förderlich auf das Vorankommen im Studium aus.

Entweder man lebt, oder man ist konsequent. – Erich Kästner

Man muss also entweder Präferenzen setzen oder sich auf eine gefährliche Gratwanderung einlassen, die allerdings ihr Risiko wert sein kann!

Und was ist danach? Ein Studium definiert zwar meist die grobe Richtung in die die spätere Arbeitsstelle tendieren wird, doch faktisch arbeitet man nicht auf eine freie Stelle, sondern lediglich auf einen Abschluss hin. Welchen Einfluss dieser dann auf unser restliches Leben haben wird, kann man nur erahnen. In diesem Sinne …

.. just my 2 cents..

(Bildquelle)

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