Eigentlich war es nur eine Zugfahrt von ca. 50 Minuten …

Eigentlich war es nur eine Zugfahrt von ca. 50 Minuten. Die einfache Strecke von Mainz nach Koblenz mit einem IC der mir eigentlich freundlich gesonnen Deutschen Bahn AG. Das Problem war nur, dass es wohl mal wieder irgendein Haus gab, dass es gewagt hat, motiviert durch einen Brand, Teile seines Daches auf einer Bahnstrecke zu verlieren. Die Folge dessen war wohl irgendeine Umstruckturierung deren Ergebniss es war, dass unglaublich viele Menschen in genau diesen (meinen!) oben genannten IC zu stecken. Unglaublicher Platzmangel war die Folge.

Nachdem ich mich also durch ein Abteil auf eine Position gequetscht hatte an der ich zumindest halbwegs stehen konnte, besah ich mir meine nähere menschliche Umgebung.

Paul und Angelika. Das etwas nerdige Informatik Stundentenpärchen (beide Anfang 20).

Petra. Die emanzipierte, alleinlebende Mitfünfzigerin.

Michaela. Familienmutter. Wahrscheinlich grad auf der Heimfahrt von ihrem total verrückten Wochenend-Frauentrip im Spa.

Klaus. Der liebenswürdige Opatyp.

Franziska. Hübsch, etwas aufgedreht aber im Grunde nett.

(Namen erfunden, passen aber zu den Gesichtern)

Das erste was ich realisierte war, dass ich zwischen Paul und Angelika stand, die sich dadurch aber nicht gehindert sahen ihre Liebe dem im Abteil anwesenden Publikum durch neckische, kurze, liebevolle, nervige Berührungen zu demonstrieren.

Was alle oben genannten Personen gemeinsam hatten war, dass sie sich anscheinend durch die Enge des Abteils motiviert sahen mit wildfremden Menschen zu kommunizieren.

Klaus und Franziska waren dabei die auf jeden Fall aushaltbareren Menschen. Er ist ehemaliger Student aus Mainz, sie eine deutsche die 6 Jahre in Paris gelebt hat, jetzt in Luxemburg wohnt und sonntags abends (anscheinend) die Strecke Mainz – Münster fährt (o_O). Franziska brachte den Großteil der Zugfahrt damit zu, Telefonate in Deutsch (angemessene Abteillautstärke) und / oder Französisch (sie wollte wohl alle wissen lassen, dass sie es wirklich kann … ) zu führen. Wenn sie nicht gerade telefonierte, sprachen Franziska und Klaus über Klaus‘ Vergangenheit (bzw. erzählte Klaus von seiner Vergangenheit und Franziska war nett).

Anders verhielt es sich bei Angelika, Petra und Michaela. Angelika teile sich vornehmlich in abgedroschenen, nichts sagenden Phrasen wie „jaja, eigentlich ist die Deutsche Bahn ja dazu verpflichtet für allen Mitfahreren Sitzplätze zu bieten!“ mit. Vor allem Michaela schien die Langeweile auf der Fahrt zu viel zu werden und generierte sich einfach selbst Themen zum unterhalten. So wurde beispielsweise das Verschlucken von Petra zu einem Asthmaanfall transfomiert der natürlich dementsprechend mehr Gesprächssinn hatte (Achtung: Ironie!). Es verlief ungefähr so:

Petra: *hust*

Michaela: „Ein Asthmaanfall?“

P: „Nein, nur verschluckt, keine Sorge!“

M: „Ach wirklich? Muss ich mir keine Sorgen machen?“

P: „Nein, wirklich! Nur verschluckt. Danke!“

M: „Ach dann ist ja gut! Ach wissen Sie, mein Vater hatte nämlich mal einen so schlimmen Asthmaanfall, dass er … „(der Monolog endete in bedrückender und etwas peinlicher Stille ohne jegliche Reaktion irgendeines angeredeten)

Grundsätzlich endeten die „Gespräche“ (wenn man es so nennen will … eigentlich eher zusammenhängende Floskeln) in peinlicher Stille oder dem Lachen von Michaela was irgendwie an eine Lokomotive erinnerte.

Auch machte die Tatsache, dass ich in meiner Hand eine Tupperdose voll Pinkelwurst hatte, die Szenerie wohl nicht weniger Skurril. In diesem Sinne …

.. just my 2 cents ..

(Bildquelle)

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